„Was ist los im September?“ Hirschbrunft – uriges Schauspiel in den Bergen

„Was ist los im September?“ Hirschbrunft – uriges Schauspiel in den Bergen, OÖ LJV

Hirsche kommen in Oberösterreich nur noch im südlichen, waldreichen Teil unseres Bundeslandes dauerhaft und in größerer Anzahl vor. Im nördlichen Mühllviertel treten sie als sogenanntes Wechselwild in Erscheinung, d.h., sie ziehen nur sporadisch und nur in manchen Jahreszeiten ihre Fährten durch diese Gebiete. In einigen großen Waldgebieten wie zum Beispiel dem Kürnberger Wald oder dem Kobernausser Wald gibt es ebenfalls noch eine geringe Anzahl dieser Tiere. Die ursprünglich in halboffenen Landschaften lebende Wildart wurde im Laufe der Jahrhunderte in die jetzigen Wald-Gebiete zurückgedrängt und deren Wanderrouten durch Straßen und Siedlungen unterbrochen.

Herbstzeit ist Fortpflanzungszeit.

Die Zeit im September, aber auch noch Anfang Oktober, je nach Höhenlage, ist im Jahresverlauf des Rotwildes eine der wichtigsten, dreht sich doch alles um die Fortpflanzung. Die Hirsche nehmen nur sehr spärlich Nahrung auf, denn sie haben sich in den Monaten zuvor sogenannten Feist angelegt, um genügend Kräfte zu sammeln und das Geweih, das wichtigste sekundäre Geschlechtsmerkmal, ist seit etwa Anfang August gefegt, also von der Basthaut befreit. Dies alles wird durch die Tageslichtlänge, die den Hormonhaushalt steuert, reguliert. Auch die Aggressivität unter den Hirschen nimmt hormonbedingt ständig zu, sodass sich die älteren Hirsche als erstes von den Junggesellenrudeln trennen und die traditionellen Brunftplätze aufsuchen, wo sie in weiterer Folge als Platzhirsch ihren Harem vor Konkurrenten verteidigen müssen. Bei den Tieren oder den Hirschkühen, also dem weiblichen Rotwild, spielt die Tageslichtlänge ebenfalls eine große Rolle. Bei ihnen wird das Hormon Östrogen verstärkt ausgeschüttet und so der Eisprung induziert.
Das typische Röhren der Hirsche setzt jedoch nicht gleich zu Beginn der Brunft ein. Diese verläuft zunächst ruhig, denn zuerst werden die Tiere auf die Empfangsbereitschaft geprüft. Zunächst sind nur wenige Tiere im Östrus und die Zahl der Konkurrenten ist noch gering. Gegen Ende der Fortpflanzungsperiode hingegen schaukelt sich die Situation allmählich zur sogenannten Hochbrunft auf und die Hirschbrunft wird zum urigen Schauspiel bzw. Hörspiel. Dabei schreien sich die Hirsche förmlich ein und bekommen eine zunehmend tiefere Stimme.

Kämpfe werden meist vermieden.

Zu den berühmten und auf Bildern immer wieder gezeigten Kämpfen zwischen zwei Hirschen kommt es nicht immer, da diese Kämpfe energiezehrend sind und eine Verletzungsgefahr darstellen. Jüngere Herausforderer werden schnell in die Schranken verwiesen. Die Hirsche röhren und schüchtern die Gegner ein. Gleich alte und vor allem gleich stark erscheinende Rivalen drohen einander, zeigen Imponierverhalten wie Geweihwühlen im Boden und scharren mit den Vorderläufen (Vorderbeine), laufen parallel nebeneinander her und versuchen sich so gegenseitig einzuschätzen. Dieses Verhalten hilft Kämpfe und somit eventuell tödlich verlaufende Verletzungen zu vermeiden. Sollte dennoch keiner der Rivalen nachgeben kommt es zum Kampf. Dabei versuchen die Hirsche den jeweils anderen wegzuschieben und zum Aufgeben zu bringen. Gibt der schließlich Unterlegene auf, stößt der Sieger den sogenannten Sprengruf aus, der dem Sieg Nachdruck verleiht und durch das Emporheben des Kopfes Verletzungen am Verlierer vermieden werden.

Wichtig im Hirschrevier – Ruhe!

Der Wanderer kann die Hirschbrunft in freier Wildbahn zwar kaum sehen, in vielen Gebieten des Salzkammergutes und der Phyrn-Eisenwurzen-Region aber hören. Wichtig, wenn dieses Schauspiel in der Natur erlebt werden möchte, ist, dass man sich ruhig auf Wanderwegen be-wegt oder besser, sich neben den Weg, etwa auf einen Stein setzt. Es reicht völlig aus, ja es ist sogar besser, dies in einigen hundert Metern Entfernung zum Geschehen zu tun, so etwa am Talgrund und nicht auf den Hängen nahe der Einstände, den „Wohnzimmern“ des Wildes. Auf Störungen aller Art reagiert das Rotwild nämlich sehr sensibel. Dies aber nicht nur während der Brunft, sondern auch während der Aufzuchtsphase im Frühjahr und während des Winterhalbjahres in den Einständen. Jeder Naturliebhaber sollte das unbedingt beachten!

(Fototext röhrender Hirsch! Das typische Röhren der Hirsche setzt nicht gleich zu Beginn der Brunft ein. Gegen Ende der Fortpflanzungsperiode hingegen schaukelt sich die Situation allmählich auf und die Hirschbrunft wird zum urigen Schau- bzw. Hörspiel.)

Von Mag. Christopher Böck, Wildbiologe

   
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