Fluch und Segen von Social Media in der Jagd

Fluch und Segen von Social Media in der Jagd, OÖ LJV

Die wenigsten haben eine gute Lektüre im Jagdrucksack – und um die Zeit totzuschlagen, greift man schließlich doch zum ständigen Begleiter: dem Handy

Sommerbeginn – Das Wild kommt nach Haarwechsel und hoher Stoffwechselphase langsam zur Ruhe. Es äst sich Feist für die bevorstehende Brunft- oder Blattzeit an und der Anblick ist längst nicht mehr so zahlreich wie zu Beginn des Jagdjahres. Doch einige Jahrlinge sind noch zu erlegen.

Besonders Jungjäger verbringen in dieser Zeit viele Stunden im Revier – sitzend auf Hochständen oder Ansitzleitern oder pirschend über Feldwege, stets auf der Suche nach den mittlerweile vorsichtig gewordenen jungen Stücken. Diese haben es nicht leicht, denn alte Böcke verteidigen ihre Reviere unerbittlich und dulden höchstens noch die Schwächsten der Schwachen.

Der Jagderfolg bleibt aber oft aus, wenn man sich strikt an die im Jagdkurs gelehrten Hauptäsungszeiten hält. Hier empfiehlt es sich einmal mittags im Revier anzusitzen und zu beobachten, wer sich zu solch „ungebührlicher Stunde“ seinen Pansen vollschlagen will.

Während man also geduldig auf den ersehnten Anblick wartet, stellt sich die Frage, wie man die oft endlosen Stunden auf dem Hochstand sinnvoll überbrücken kann. Die wenigsten haben eine gute Lektüre im Jagdrucksack – und um die Zeit totzuschlagen, greift man schließlich doch zum ständigen Begleiter: dem Handy.

Schnell ist Instagram oder Facebook geöffnet, und der Feed ist voller Jagdeindrücke oder Erlebnisse anderer Jäger. Starke Trophäen gefolgt von atemberaubenden Sonnenaufgängen über nebligen Wiesen bis hin zu Jägern, die sich stolz mit „ihrer Beute“ präsentieren. Eine nie enden wollende Vielzahl an Eindrücken sind im Internet für alle und jeden zugänglich – ob das schlau ist? Dieser Frage widmen wir uns später!

Stundenlang sitzt man selbst erfolglos auf dem Hochstand, während auf den Social-Media-Kanälen der Jagderfolg anderer fast mühelos erscheint. Eindrucksvolle Strecken und kapitale Böcke lassen den eigenen, anblicklosen Ansitz dilettantisch wirken und schnell beginnt man, an sich selbst zu zweifeln.

Doch nicht nur unter Jägern haben solche Bilder eine Wirkung: In der nichtjagenden Bevölkerung stoßen sie oft auf Ablehnung – und das ist nachvollziehbar. Schließlich kann ein solches Erlebnis meist nur vom Erleger selbst oder anderen Jägern wirklich nachempfunden werden.

Während Jäger die nachhaltige Nutzung von Wildbeständen und die Freude an der Beute erkennen, sehen Kritiker darin oft nur das Töten von Tieren. Ein unbedacht gepostetes Foto kann somit schnell gegen uns verwendet werden. Deshalb sollte sich jeder Jäger bewusst sein, dass seine Beiträge nicht nur Gleichgesinnte, sondern auch Außenstehende erreichen.

Trotzdem bieten Social Media Chancen. Jungjägerinnen und Jungjäger können sich vernetzen, Erfahrungen austauschen und auch von erfahrenen Jägern lernen, da nicht nur „Erlegerfotos“ auf Instagram, Facebook und Co. zu finden sind.

Spannende Reels über Hegemaßnahmen, Tipps für die Revierpflege und vieles mehr sind mittlerweile weit öfters zu finden. Wenn also verantwortungsbewusst damit umgegangen wird, können Social Media einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Jagd leisten – und gleichzeitig das Bewusstsein für die Bedeutung nachhaltiger Jagd in der Gesellschaft fördern.

Rupert J. Pferzinger

Ansprechpartner für Jungjägerinnen und Jungjäger

r.pferzinger@ooeljv.at / 07224 20 0 83 10

   
Facebooktwitter

Die OÖ-Jagd App

Unser Youtube-Kanal

Unsere Facebook Seite

Smartphone

Der OÖ Jäger