Ohne Jäger mehr Wild

Ohne Jäger mehr Wild, OÖ LJV

Dass Rehe heutzutage zwei Kitze setzen, also gebären, ist ganz normal. Höhere Sterblichkeit im Bestand können sie mit Drillings- und sogar Vierlingskitzen schnell ausgleichen.

Die Sache mit der Kompensatorischen Sterblichkeit

Oft und ausgiebig wurde und wird sich des oben genannten Slogans bedient, allzu leicht und logisch erscheint die Schlussfolgerung. ABER, ist es wirklich so einfach? Oder lohnt der gewagte Blick über den Tellerrand?

Voll Wissensdrang und Forschergeist stöbern wir uns durch die Ökologie. Es findet sich ein verheißungsvoller Begriff: KOMPENSATORISCHE STERBLICHKEIT heißt es da… aber was bedeutet das?
„Das lateinische Compensatio bedeutet Ausgleich. Betrachtet man die Gesamtsterblichkeit einer Wildpopulation, so ergeben sich verschiedenste Ursachen für deren Tod. Raubfeinde, Nahrungsmangel, Dürre, Hochwasser, Krankheit, Tod im Straßenverkehr, Abschuss und Altersschwäche sind nur einige Beispiele unserer Kulturlandschaft“, so Wildbiologe und Geschäftsführer des OÖ Landesjagdverbandes Christopher Böck.
Da heißt es also bei der kompensatorischen Sterblichkeit, dass die Sterblichkeitsfaktoren einander ausgleichen. Anders formuliert, fällt eine der oben genannten Ursachen aus einem Lebensraum weg, werden andere Faktoren umso wirksamer und die Anzahl der verstorbenen Tiere bleibt nahezu gleich.

Das Spiel mit den Faktoren.

Wird ein Gebiet also beispielsweise nicht mehr bejagt, so teilt sich die Summe der zuvor durch die Jagd entnommenen Tiere auf die anderen Sterblichkeitsfaktoren auf, bis die Menge auf eine für den Lebensraum passende Anzahl an Lebewesen reduziert ist. Jungtiere werden z.B. durch ältere, ortsansässige Tiere vertrieben und verunfallen oft auf Straßen, Krankheiten vermehren sich bei größerer Wilddichte schneller, den Tieren steht im Verhältnis weniger Nahrung zur Verfügung.

Umkehrschluss.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ein vermehrter Wildabschuss nicht automatisch zu einer Reduktion des Wildbestandes führt, weil zunächst der angestiegene Sterblichkeitsfaktor „Abschuss“ durch das verminderte Greifen anderer Sterblichkeitsfaktoren kompensiert, also ausgeglichen wird. Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner: „Natürlich, und deswegen ist die Jagd prinzipiell nachhaltig, ist es möglich, einen Lebensraum so stark zu bejagen, dass die Sterblichkeitsfaktoren sich nicht mehr ausgleichen und es tatsächlich zu einer Reduktion kommt. Aber das bedeutet Arbeit und Ausdauer, wie es zahlreiche Jägerinnen und Jäger beim Abschuss von Rehen beim zum Teil notwendigen Waldumbau beweisen.“

Wissensvorsprung.

Andererseits, wenn man weiß, dass z.B. Rehwild in der Lage ist, erhöhte Ausfälle durch erhöhten Zuwachs auszugleichen (höhere Kitzzahl pro Setzakt, früheres Erreichen der Geschlechtsreife o.ä.), ergibt sich ein interessanter Rückschluss. Ein erhöhter Abschuss kann also – ganz entgegen der zuvor so logisch klingenden Slogans – auch dazu führen, dass durch gezielte und überlegte jagdliche Nutzung (Wildbret, also beste natürliche Lebensmittel) Tiere genutzt werden können, die ohne Bejagung gar nicht erst auf die Welt gekommen wären oder eines anderen Todes hätten sterben müssen. 

Böck: „´Ohne Jäger mehr Wild´ stimmt so also genauso bedingt wie ´es regelt sich eh alles von selbst´. Die Natur bzw. die Kulturlandschaft ist komplexer als man landläufig annimmt.“

Ohne Jäger mehr Wild, OÖ LJV

 

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Fototext: Dass Rehe heutzutage zwei Kitze setzen, also gebären, ist ganz normal. Höhere Sterblichkeit im Bestand können sie mit Drillings- und sogar Vierlingskitzen schnell ausgleichen. Foto: Ch. Böck

 

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2023-11-14-Ohne-Jaeger-mehr-Wild_Grafik_Wild-Sterblichkeit.pdf (0 Downloads)

Grafiktext: Aus „Jagdprüfungsbehelf“, Österr. Jagd- und Fischerei-Verlag, www.jagd.at

   
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