Von Pfeil und Bogen zum Weitschussgewehr

Von Pfeil und Bogen zum Weitschussgewehr, OÖ LJV

oder der Verlust des jagdlichen Handwerks

Text: Dipl.-Ing. Hubert Schatz

Fotos: M. Schlosser, Ch. Böck

 

Der Aufrechte Gang, die Fähigkeit mit Hilfe von Daumen und Fingern etwas greifen zu können sowie der Erfindungsgeist des Menschen sind die entscheidenden Gründe, warum sich Homo sapiens zum gefährlichsten und effizientesten aller Beutegreifer auf Erden entwickeln konnte. Die Beziehung Mensch – Wildtier ist seit jeher ein Räuber – Beuteverhältnis. Tiere wurden und werden vom Menschen auf unterschiedliche Art und Weise genutzt, gehalten und verwendet. Verändert haben sich im Laufe der Geschichte jedoch die Gründe, warum Tiere beispielsweise bejagt werden. Während ursprünglich die Gewinnung von Nahrung, Kleidung, medizinischen Produkten, etc. aber auch die Verteidigung vor gefährlichen Räubern die Tötung von Tieren erforderte, diente die Ausübung der Jagd sehr lange auch als Beweis für Mut, Tapferkeit und Kampfgeist und wurde so gewissermaßen auch als Training für kriegerische Auseinandersetzungen gesehen.

Begeisterung für die Jagd muss aber schon immer eine große Rolle gespielt haben, ansonsten wäre sie nicht in dieser Euphorie, in gewissen Zeitepochen nahezu in Grenzenlosigkeit betrieben worden. Dasselbe trifft wahrscheinlich auch für Menschen zu, die zwar aus Armut wilderten, jedoch ohne eine gewisse „Besessenheit“ für Wild und Jagd kaum in der Lage gewesen wären, erfolgreich Beute zu machen. Heute dient die Jagd gemäß den gesetzlichen Aufträgen primär der notwendigen Wildbestandsregulierung in der Kulturlandschaft. Die Freude an der Jagd ist aber nachwievor ein zentraler Beweggrund für die Ausübung der Jagd in unserer Zeit.

 

Jagdwaffen bestimmen Fluchtdistanz der Tiere

Das Überleben zahlreicher Beutetiere war und ist nur möglich, indem sie ihr Verhalten, insbesondere die Fluchtdistanz, an die Gefährlichkeit der Prädatoren ausrichteten. Bezüglich Räuber Mensch bedeutet dies vor allem eine Anpassung an die jeweiligen Jagdgeräte und Jagdtechniken seiner Zeit.

Während in der Urzeit die Tötung eines Tieres noch mit einem echten, meist brutalen Nahkampf verbunden war, wurde mit der Erfindung von Schleuder- und später Schusswaffen die Erlegung eines Stück Wildes von der Distanz aus möglich. Zu beachten ist dabei aber, dass trotz der Entwicklung von Pfeil und Bogen vor etwa 15.000 Jahren und in Folge von Armbrust und später einfachen Feuerwaffen die Schussdistanzen bis in die Generation unserer Großväter, die lediglich über Kimme und Korn oder einem sehr kleinen Zielfernrohr das Wild anvisieren konnten, relativ gering waren. Verändert hat sich mit der Entwicklung der Feuerwaffen jedoch die Aufprallenergie des Geschoßes am Tier, wodurch im Laufe der Zeit natürlich ein immer besserer Tötungserfolg erzielt wurde.

Die aus heutiger Sicht vergleichsweise kurzen Schussdistanzen erforderten vom Jäger eine ordentliche Portion an räuberischem Instinkt, um sich dem scheuen und aufmerksamen Tier unbemerkt zu nähern. Nur unter Einsatz all seiner Sinne und oft größter Körperbeherrschung ist es ihm gelungen, sich an das Tier so nahe heranzupirschen, bis er einen sicheren Schuss abgegeben konnte. Die Jagd im Gebirge war für den Menschen also immer etwas Herausforderndes, etwas was mit Intuition, körperlicher Fitness, Ausdauer, Kraft und Mut, v.a. aber auch mit Zeit verbunden war. Vergleicht man diese Eigenschaften als wesentliche Voraussetzung für einen erfolgreichen Jäger der Vergangenheit mit jenen mancher Grünröcke der heutigen Generation, so bleibt einem ein Schmunzeln wohl nicht erspart.

Erst vor wenigen Jahren hat die Jagdwaffenindustrie mit Hilfe sensationeller Zieloptik einen Quantensprung vollzogen, der bei entsprechender Gewehrauflage nunmehr Kugelschüsse von bis zu 1.000 m auf der Jagd zulässt. Das Erlegen bzw. Töten von Wild wird somit noch mehr anonymisiert.

 

Anonymes Töten

Erst vor wenigen Jahren hat die Jagdwaffenindustrie mit Hilfe sensationeller Zieloptik einen Quantensprung vollzogen, der bei entsprechender Gewehrauflage nunmehr Kugelschüsse von bis zu 1.000 m auf der Jagd zulässt. Das Erlegen bzw. Töten von Wild wird somit noch mehr anonymisiert. Mancher Schütze wird bei einem Schuss von fast 1.000 m kaum noch realisieren, dass er gerade ein Leben ausgelöscht hat, weil die große Distanz keinen „Bezug“ mehr zum Opfer zulässt. Inwieweit ein sicherer Schuss auf diese Entfernung tatsächlich möglich ist und ob ein genaues Eruieren von Schusszeichen und Ort des Anschusses dabei noch gegeben ist, bleibt jedoch offen.

Unzählige Beispiele belegen, dass die Aktivitätszeiten sowie das Raum-Zeitmuster unseres Schalenwildes im Wesentlichen von der Art und Weise seiner Bejagung bestimmt sind. Die Fluchtdistanz des Wildes steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der praktizierten Schussdistanz. Bei Beunruhigung können Wildtiere recht gut analysieren, ob es um die Gefährdung von Leib und Leben geht oder nicht. Der Jäger spielt daher eine entscheidende Rolle im Verhalten der Wildtiere gegenüber dem Menschen. Gerade im offenen Gelände, wie Gebirge oder Feld aber auch auf Gegenhängen, stellt der Faktor „Beobachtung aus sicherer Distanz“ für die Wildtiere eine maßgebende Rolle für ihr Verhalten bzw. die Fluchtreaktion dar. Allein durch die Vergegenwärtigung der Annahme, dass man mit einer Schussdistanz von 200 m im Umkreis zirka 12 ha von einem Punkt aus bejagen kann, bei 500 m hingegen bereits 80 ha abdeckt, wird ersichtlich, wie gravierend die Auswirkungen von Weitschussgewehren sein können.

 

Allein durch die Vergegenwärtigung der Annahme, dass man mit einer Schussdistanz von 200 m im Umkreis zirka 12 ha von einem Punkt aus bejagen kann, bei 500 m hingegen bereits 80 ha abdeckt, wird ersichtlich, wie gravierend die Auswirkungen von Weitschussgewehren sein können.“

 

 

Erschließung und Motorisierung fördert Bejagungsintensität

Eng im Zusammenhang mit Störungen und Schussentfernungen stehen natürlich Erschließung und Motorisierung. Die enorme Erschließungsdichte in unseren Bergen, z.T. bis knapp unter die Berggipfel, ermöglicht die Erreichbarkeit der Hochlagengebiete mittels Kfz binnen kürzester Zeit. Somit wurde der ursprüngliche Wochenendjäger, der früher wegen des weiten Anmarsches ins Revier eben nur am Wochenende ausreichend Zeit hatte, um auf die Jagd zu gehen, zum Alltagsjäger. Die Anwesenheit des Jägers in der Morgen- und Abenddämmerung hat somit stark zugenommen und damit auch die direkte und indirekte Wahrnehmungshäufigkeit durch das Wild.

Besonders gravierend wirken sich Erschließung und Motorisierung im Winter aus, wenn sich der Jäger mit Hilfe von Schneefahrzeugen jeder Zeit gemütlich in die Hochlagen bewegen kann, um vor Jahresende noch den einen oder anderen Gams zu erlegen. Endete vor wenigen Jahren mit Einbruch stärkerer Schneefälle die Jagd in höher gelegenen Gebieten, was so manchem Gams das Leben schenkte, so kann sie heute mit Hilfe von Schneeraupenfahrzeugen bis zu Schusszeitende ohne besondere körperliche Anstrengung betrieben werden.

Was die Verwendung von Quads, Schneefahrzeugen und Weitschussgewehren für den Sympathiewert des Jägers bei anderen Naturnutzern, wie beispielsweise Tourengehern bedeutet, muss hier wohl nicht erklärt werden.

 

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Eng im Zusammenhang mit Störungen und Schussentfernungen stehen natürlich Erschließung und Motorisierung. Was die Verwendung von Quads, Schneefahrzeugen und Weitschussgewehren für den Sympathiewert des Jägers bei anderen Naturnutzern, wie beispielsweise Tourengehern bedeutet, muss hier wohl nicht erklärt werden.

 

Die Auswirkungen von Weitschussgewehren auf das Verhalten der Wildtiere in der subalpinen – alpinen Höhenzone hängt letztendlich aber von der Häufigkeit ihrer Verwendung ab. Bei seltenen Einsätzen können damit sogar Vorteile erzielt werden, sofern sich der Jäger nach dem Schuss richtig verhält. Bei regelmäßiger Verwendung sind Weitschussgewehre jedoch als Gift für Wild und die Jagd zu bezeichnen. Selbst das berechtigte Klagen zahlreicher Jäger über den immer schlechter werdenden Austritt von Rehen auf den Wiesen hängt u.a. nicht selten mit weiten Schüssen auf das Rehwild zusammen. Wen wundert es, dass die Rehe Grünflächen meiden, wenn sie bereits ab Mai auf eine Distanz von 200 m und mehr am Wiesenrand beschossen werden und die Geiß abermals zusehen muss, wie ihr vorjähriges Kitz im Gras verendet?

Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden Rehe nur mit Schrot bejagt. Primär im Wald, wo man ihnen gedeckt auflauern oder sie anpirschen musste, um auf maximal 40 Schritt den tödlichen Schuss anzubringen. Auch die spätere Verwendung von Kugelgewehren mit Kimme und Korn oder kleinen, sehr lichtschwachen Zielfernrohren ermöglichten kaum weitere Schüsse als 100 m, und das nur bei besten Lichtverhältnissen. Die Rehe brauchten sich auf den Wiesen daher nicht besonders fürchten.

 

Warum jagen wir heute noch?

Wildbret ist in vielen Küchen unbestritten wieder modern geworden und Wildbret zählt mit Recht zu den besonders gesunden Lebensmitteln, vor allem in der heutigen Zeit, wo Tierzucht, Viehhaltung und Lebensmittelindustrie nicht immer an Natur erinnern. Trotzdem jagen viele Menschen nicht primär wegen der Gewinnung von Wildfleisch, sondern aus Freude an der Jagd. Und diese Freude finden sie v.a. in der Nähe zur Natur und somit im Gegensatz zum alltäglichen Leben. Der Kärntner Wildbiologe Dr. Hubert Zeiler sagt dazu treffend: „Wer aber immer mehr aus dem alltäglichen Leben mit ins Revier nimmt, der macht diese Gegensätze jedes Mal kleiner“. Und er fragt sich mit Recht: „Welche Begegnung hat ein Jäger mit der Natur, wenn er vom klimatisierten Geländewagen in die beheizte Ansitzkanzel steigt“?

 

“ Welche Begegnung hat ein Jäger mit der Natur, wenn er vom klimatisierten Geländewagen in die beheizte Ansitzkanzel steigt?“ Wildbiologe Dr. Hubert Zeiler

 

Kein Platz für Jagdethik und Moral?

Wie die zahlreichen Messen und Internetplattformen der Jagdausrüstungsbranche zeigen, werden heute durch das hohe Angebot verschiedenster Artikel im Jäger Bedürfnisse geweckt, die er im Grunde gar nicht hat bzw. braucht. Besonders verlockend sind heute neben den schon fast selbstverständlichen Wildkameras mit unsichtbarem Infrarot-Schwarzblitz für Bild- und Videobetrachtungen, die per E-Mail oder MMS sofort an den Jäger verschickt werden, mittlerweile Nachtsichtgeräte und Wärmebildkameras, um in der Dämmerung und Nachtzeit das Wild aufzuspüren und es allenfalls sogar in der Nacht zu liquidieren. Leider werden diese aus jagdfachlicher und jagdethischer Beurteilung abzulehnenden Methoden von so manchen Kreisen und Institutionen, denen die Wildreduktion nicht rasch genug geht, unterstützt und propagiert.

Jagdethik spielt in der Geschichte der Menschheit schon sehr lange eine Rolle. So sollen bereits die Griechen die Jagd mit dem Pferd aus Gründen der Fairness gegenüber dem Wildtier abgelehnt haben. Der große Jäger Kaiser Maximilian I. hat die Verwendung der damals gerade in Mode kommenden Feuerwaffen auf der Jagd mit dem Argument: „Da könne ja jeder Pfuscher einen Hirsch schießen“ verurteilt. Und dem Steirischen Prinzen Erzherzog Johann war es bereits ein großes Anliegen, störungsarme Jagdstrategien anzuwenden. Unter seiner Ägide wurden am Brandhof in der Obersteiermark die später legendären Gamsriegler im Hochgebirge entwickelt. Um dem Wildtier eine Chance zu geben, propagierte er die Verwendung von 1-Kugel Büchsen auf der Jagd.

 

Technik nimmt zu, jagdliche Vielfalt ab

Heute erleben wir einen ständig steigenden Einfluss der Technik in der Jagd, sei es bei Waffen, Bekleidung, Transportmittel oder Zubehör, auf der anderen Seite wird die Zahl der bejagbaren Wildarten in Folge Vollschonung (z.B. Rabenvogelarten) immer kleiner, wodurch es automatisch zu einem Schwund des jagdlichen Handwerks kommt. Die vielschichtigen Probleme in der intensiv genutzten und von Anforderungen überhäuften Kulturlandschaft erfordern heute mehr denn je jagdlich ausgefeilte Strategien und Überlegungen zur Jagdausübung. Doch eine Vielzahl von Jägern interessiert nur der rasche Jagderfolg, denn Zeit ist auch auf der Jagd sehr rar geworden. Der Terminkalender, pardon, der Organizer am Smartphone und Tablet ist voll mit Terminen, wie soll da Zeit für eine wild- und biotoporientierte Jagd bleiben. Gejagt wird meistens wenn es die Termine zulassen und nicht erst wenn erfolgreiche Witterungsverhältnisse gegeben sind. Und wenn auf der Jagd nichts gesehen, geschweige denn erlegt wird, dann sind der dünne Wildbestand oder irgendwelche Freizeitaktivisten schuld, nur nicht der Jäger selbst.

Gott sei Dank gibt es aber noch jene Jäger, die genau wissen, wie mit dem Wild umzugehen ist, wie man erfolgreich jagt, ohne nachhaltig wirksame Störungen zu verursachen im Wissen, dass der Lebensraum die zweite Haut unserer Wildtiere ist. Genau diese Jäger sollten sich vermehrt um die Jägerneulinge kümmern, denn das Umfeld und die Erziehung eines „Jungjägers“ stellt einen ganz wesentlichen Punkt für die Entwicklung eines Jäger dar.

 

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Zeit, Wissen und Freude muss der Jäger bei der Jagd haben! Doch eine Vielzahl von Jägern interessiert nur der rasche Jagderfolg, denn Zeit ist auch auf der Jagd sehr rar geworden. Der Terminkalender ist voll mit Terminen, wie soll da Zeit für eine wild- und biotoporientierte Jagd bleiben?

 

Ökozentrische Jagdethik – „Ehrfurcht vor dem Sein“

Unbestritten stellen die vielschichten Anforderungen der Gesellschaft an die Umwelt (Schutzwald, Freizeitnutzung, etc.) und daraus resultierenden, oft „fremdbestimmten“ Abschussvorgaben für den gewissenhaften Jäger oftmals ein großes Problem dar. Nachdem Wildtiere auf eine erhöhte Bejagung relativ rasch durch Änderung der Raumnutzung und Verlegung der Aktivitätszeiten in die Nacht reagieren, fühlt sich der Jäger oft gezwungen, noch mehr auf die Jagd zu gehen und seinen Ansitz noch mehr in die Dämmerung zu verlegen. Das Wild agiert, der Jäger reagiert, womit sich die Jagddruckspirale für Wild und Jäger sukzessiv zu einem nahezu ausweglosen Labyrinth entwickelt.

Trotz aller gesetzlichen Vorgaben und Abschussanforderungen darf sich die Jagd aber nicht aufs reine Töten von Wild reduzieren. Die sinnvolle Verwertung von Wildbret und Balg sollten stets ein wichtiger Aspekt für die Erlegung des Tieres sein. Beispielsweise ist es sehr sympathisch, wenn Jäger bemüht sind, das erlegte Wild vielseitig zu nutzen, wie z.B. auch durch die Gewinnung von Öl und Salbe beim Murmeltier. Damit macht die Erlegung des Tieres einen Sinn und so mancher Nichtjäger erfreut sich der heilenden Wirkung der Essenzen und betrachtet die Ausübung der Jagd unter einem anderen Blickwinkel.

 

Trotz aller gesetzlichen Vorgaben und Abschussanforderungen darf sich die Jagd aber nicht aufs reine Töten von Wild reduzieren. Die sinnvolle Verwertung von Wildbret und Balg sollten stets ein wichtiger Aspekt für die Erlegung des Tieres sein.“

 

Trotz stattfindendem Wertewandel in Gesellschaft und Jagd und trotz teilweise fremdbestimmten Abschussvorgaben müssen Ethik und Moral auch heute noch einen festen Platz in der Jagdausübung und Jagdausbildung haben. Die ethische Einstellung gegenüber dem Wildtier sollte zumindest soweit im Jäger vorhanden sein, dass er sich voll bewusst ist, dass er mit seinem Schuss gewaltsam und in der Mehrzahl der Fälle ein vitales, von Gesundheit strotzendes Leben für immer auslöscht.

Weiters sollte er sich vor Abgabe des Schusses die Auswirkungen seines Vorhabens auf Wild und  Lebensraum genau überlegen. Die Ehrfurcht vor dem Leben und die Ehrfurcht vor dem Tode soll im Sinne von Monika Reiterer zu einer gemeinsamen, ökozentrischen Jagdethik, die die „Ehrfurcht vor dem Sein“ beinhaltet, zusammengefasst werden.

Auch das bewusste praktizieren sinnvoller Rituale, wie der Letzte Bissen und der Beutebruch aber auch der erlebte innere Zwiespalt im Jäger zwischen Freude und Unsicherheit angesichts des Todes, den er dem Wild bringt, sind wichtige Elemente für eine genügsame Jagdausübung und somit auch bescheidenere Anforderungen an Höhe und Qualität der Wildbestände. Gerade diesen zutiefst menschlichen, ethisch-moralischen Konflikt, den ein Jäger auf der Jagd erlebt, dürfen Menschen, die selbst nicht jagen bzw. töten, nicht außer Acht lassen, wenn sie Abschussforderungen formulieren oder über Jäger urteilen.

 

Elixier: Zeit und Einfachheit

Die Jagd am Berg und im Gebirge soll auf die meist kargen Lebensumstände der Wildtiere abgestimmt sein – sie soll v.a. mit wenig technischer Unterstützung ausgeübt werden. Nur wer sich für die Jagd ausreichend Zeit nimmt, wird die Natur und deren Lebensgemeinschaften sowie sinnvollen Kreisläufe verstehen, aber auch wildtier- und biotopgerecht jagen können. Und wer in der Jagd Freude und Ausgleich sucht, sollte so viel wie möglich aus dem täglichen Leben, wie z.B. die permanente Vernetzung, Hightech unterstütze Kameras und Optik sowie auf eine grenzenlose Motorisierung bei der Jagdausübung verzichten.

 

Viele Jäger beweisen, dass man auch heute noch mit recht traditioneller Ausrüstung und einfachen Jagdwaffen und Zieleinrichtungen sehr effizient jagen kann. Ihr Geheimrezept dazu lautet: Intuition, Instinkt, sich in das Wild hineindenken, Wind und Wetter respektieren und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zuschlagen. Dies setzt jedoch die sinnvollste und wichtigste Investition für eine zukunftsfähige Jagd voraus, nämlich ausreichend Zeit.

   
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