„Die Jagd ist keine Sportart und auch kein Hobby“

„Die Jagd ist keine Sportart und auch kein Hobby“, OÖ LJV

Jagd in Frauenhand: Im Tips-Gespräch räumt Jägerin Beate Moser (45) aus Schenkenfelden gängige Vorurteile gegenüber der Jägerschaft auf. Und sie verrät, was die Aufgaben der Jäger im Sommer sind.

SCHENKENFELDEN. Nach wie vor liegt die Jagd überwiegend in männlicher Hand. Nicht so in Schenkenfelden, wo Beate Moser mit Leib und Seele Jägerin ist. Besonders wichtig ist ihr hierbei die Nachhaltigkeit. Wie sie auf die Jagd gekommen ist, was die Jägerschaft im Sommer so macht und mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen hat, verrät die 45-jährige Mutter zweier Kinder im Tips-Talk.

Die Jagd wird weiblicher – auch im Bezirk Urfahr-Umgebung. Der Frauenanteil steigt ständig, liegt im Bezirk bei etwa zehn Prozent. Was früher die große Ausnahme war, wird immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit. Eine davon ist Beate Moser aus Schenkenfelden, die seit 2015 aktive Jägerin ist: „Da hab ich meine Jagdprüfung gemacht.“ Im Brotberuf ist sie Selbstständig, interessiert sich in ihrer Freizeit für alles rund um die Jagd, die Natur und das Fischen. Die 45-Jährige ist Jagdpächterin eines Revierteils in Schenkenfelden: „Im Revier sind wir zu viert, gemeinsam kümmern wir uns um die vielfältigen Aufgaben, die übers Jahr im Revier zu erledigen sind.“

Tips: Wie sind Sie auf die Jagd gekommen?

Beate Moser: Das ist eine gute Frage. Ich habe keinen jagdlichen Hintergrund, bin ursprünglich in Linz aufgewachsen. Am Wochenende war ich aber immer bei meinen Großeltern in Bad Leonfelden. Mein Großvater war zwar kein Jäger, dennoch sehr naturbezogen und hat mich oft in den Wald mitgenommen. Ich war ein sehr lebendiges Kind, konnte kaum still sitzen und war ununterbrochen am Reden. Bei unseren Spaziergängen durch die Natur, fiel es mir leicht zur Ruhe zu kommen, das hat mein Großvater wahrscheinlich erkannt und einen wichtigen Grundstein für meine Liebe zur Natur gelegt.

Tips: Was fasziniert Sie persönlich an der Jagd?

Beate Moser: Heute hört man überall den Begriff der Nachhaltigkeit. Dieser Wert wird in der Jagd seit jeher gelebt. Denn die jagdliche Nutzung schließt natürlich auch die Verantwortung gegenüber der Natur mit ein. Wenn Jägerinnen und Jäger in ihren Revieren sind, haben sie immer den Blick darauf, wie es der Tier- und Pflanzenwelt geht. Wir Jäger haben auch den gesetzlichen Auftrag, für einen gesunden und artenreichen Wildbestand zu sorgen. Das ist für uns eine echte Herzensangelegenheit, darum arbeiten viele Jägerinnen und Jäger heute auch daran, Lebensräume zu halten und gegebenenfalls sogar wieder aufzuwerten. Dieses Bemühen kommt natürlich der ganzen Gesellschaft zugute, wir wollen ja alle in einer intakten Natur leben. Auch Wildbret hat für mich eine hohe Bedeutung, denn es ist sehr tierschutzgerecht gewonnenes Fleisch und das ist mir wichtig.

Tips: Vorurteile gegenüber Jägern gibt es viele. Wie geht man damit um?

Beate Moser: Oft sind es einfach falsche Annahmen. Manche Menschen denken zum Beispiel, die Jagd sei ein Hobby für die Reichen. Die Jagd ist aber keine Sportart und auch kein Hobby. Wir Jägerinnen und Jäger kommen aus allen Berufs- und Einkommensschichten. Auf www.fragen-zur-jagd.at werden viele solcher offenen Fragen der Gesellschaft gegenüber der Jagd beantwortet. Für mich persönlich bedeutet die Jagd Freude und Dankbarkeit.

Die Schenkenfeldnerin Beate Moser (45) ist Jägerin aus Überzeugung. Hier im Bild bei der Arbeit mit ihrem Jagdhund Xaver Tips: Was sind derzeit die größten Herausforderungen in puncto Jagd?

Beate Moser: Die größte Herausforderung für die heimischen Wildtiere ist sicher der vermehrte Nutzungsdruck auf die Natur. Dieser hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht, die Natur ist dabei aber nicht mehr geworden. Den Wildtieren hier eine Stimme zu geben, ist eine wichtige Aufgabe der Jägerschaft.

Tips: Was machen die Jäger im Sommer?

Beate Moser: Auch im Sommer sind Reviergänge für uns an der Tagesordnung. Da wir Jägerinnen und Jäger darauf achten müssen, die gesetzlich vorgeschriebenen Abschusspläne zu erfüllen.  Dort, wo besondere Trockenheit herrscht, errichten wir auch mal Tränken für Wildtiere. Im Sommer steigt auch die Waldbrandgefahr stark an, ich achte daher immer auf achtlos weggeworfenen Müll und sammle ihn ein. Eine weggeworfene Glasflasche kann durch den „Brennglas-Effekt“ nämlich schon mal zum Gefahrenherd werden. Und sehr wichtig sind für uns die Ferienprogramme. Hier unterstützen die Jagdgesellschaften des Bezirks gerne die Gemeinden. Denn unser Wissen über die Natur an die nächste Generation weiterzugeben, ist natürlich eine besonders schöne Aufgabe.

Tips: Jagd und Regionalität im Hinblick auf Fleisch: wie sieht das aus?

Beate Moser: In unserer Gesellschaft wird tierschutzgerecht gewonnenes Fleisch immer wichtiger. Und es sollte keinen großen ökologischen Fußabdruck haben. Da Wildbret, also Fleisch von freilebenden Wildtieren, direkt vor der Haustür gewonnen wird, gibt es keine langen Transportwege. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, Wildbret ist entgegen der weitläufigen Meinung nicht schwer zu kochen und eignet sich auch toll zum Grillen. Unter www.wild-oesterreich.at findet man viele Rezepte. Wer Wildbret kaufen will, wendet sich am Besten an die örtliche Jägerschaft. Damit leistet man auch einen wertvollen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung.

 

Wildbret: regionales Fleisch hat auch im Sommer Saison
Rezept-Ideen und Informationen rund ums Thema Wildbret findet man online auf www.ooeljv.at/jagd-in-ooe/wildbret-rezepte/ oder auf www.wild-oesterreich.at. Und die neue Grillbroschüre des OÖ. Landesjagdverbandes wird hier, voraussichtlich ab Freitag, 14. Juli, ebenso erhältlich sein. Weitere Kochbücher findet man auch online auf www.ooeljv.at/produkt-kategorie/literatur/kochbuecher/.

Fragen rund um das Thema Jagd werden auf www.fragen-zur-jagd.at beantwortet.

Tips Redaktion Mag. Jacky Stitz, 12.07.2023

Fotos: privat

   
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