Zwischen Bewahrung und Weiterentwicklung

Die letzte Funktionsperiode des LJA, von 2019 bis 2025, als höchstes Entscheidungsgremium der jagdlichen Interessenvertretung, war geprägt von vielen richtungsweisenden Entwicklungen und Entscheidungen für die Jagd in Oberösterreich.
Wir haben damit bewiesen, dass wir nicht nur die Zeichen der Zeit erkennen, sondern auch bereit sind, notwendige Veränderungen auf die Fläche zu bringen. Es geht aber auch um den Spagat zwischen Bewahrung und Weiterentwicklung.
Wieviel Veränderung kann die Jagd und die Jäger ertragen? Wieviel Veränderung können wir verantworten, ohne dabei die Werte unserer Jagd zu gefährden? Wieviel müssen wir verändern, um möglichst viel zu erhalten, was unsere Jagd ausmacht? Wieviel dieser Veränderung wird auf die Ansprüche unserer Wildtiere abgestimmt? Oder geht es nur um die Optimierung der zahlreichen menschlichen Ansprüche?
In diesem sehr breiten Abstimmungsprozess befinden sich zur Zeit alle verantwortungsbewussten Jagdvertreter und im Wesentlichen alle Jägerinnen und Jäger. Der Anspruch zahlreicher Jäger beschränkt sich darauf, einfach „in Ruhe zu jagern“. Das zu gewährleisten ist sicherlich auch eine der vorrangigen Aufgaben der Standes- und Interessensvertretung, allerdings noch vieles mehr.
Ich betrachte es als eine meiner wichtigsten Aufgaben in guter Abstimmung mit den neu gewählten Jagdfunktionärinnen und -funktionären, auf Bezirks- und Landesebene, all diese wichtigen Fragen zu behandeln. Genau so wichtig ist für mich aber der bestmögliche, direkte Austausch mit der sogenannten Basis, z.B. bei Jagdleiter-Sitzungen, Jagdversammlungen, aber auch gerne in persönlichen Gesprächen, um ein möglichst breites Meinungsbild zu erhalten.
Oft sind Lösungen nur dann zu finden, wenn persönliche Interessen, Egoismen und Einseitigkeiten einem gemeinsamen Ganzen ein- bzw. untergeordnet werden. Das große Ganze ist für mich dabei unsere tiefe Naturverbundenheit, unser Verständnis von und für unser Wild und die Freude an einer verantwortungsvollen Jagd mit dem Produkt Wildbret.
Der Blick auf die Natur bzw. unsere Kulturlandschaft und auf das Wild tut dabei sehr gut und schafft oft Klarheit in dieser Zeit der Unsicherheiten und Verwirrungen.
Ich wünsche euch mit dem anstehenden Sommer Beschaulichkeit und schöne Momente in euren Revieren. Die Einfachheit, aber auch die Stärke der Natur darf in Zukunft das Maß für jagdliche Entwicklungen in Oberösterreich sein.
Euer Landesjägermeister
Herbert Sieghartsleitner
Juni 2025